„Gründen ist in jedem Fall eine Bereicherung“
3 Fragen, 3 Antworten: Nicola Kuhrt, Gründerin und Geschäftsführerin Medwatch
Was kann gemeinnütziger oder gemeinwohlorientierter Journalismus leisten? Und wie lässt er sich finanzieren? Drei Fragen an Nicola Kuhrt, Gründerin und Geschäftsführerin „Medwatch“.
Warum würden Sie anderen Kolleg:innen dazu raten, ein journalistisches Startup zu gründen?
Ein eigenes journalistisches Startup zu gründen, verschafft dir – neben viel Arbeit und Verantwortung – ungeahnte und fantastische Freiheiten in Projekt- und Themenplanung. Gratis dazu kommen Kenntnisse des Mediensystems (ob du willst oder nicht) und eine viel größere Nähe zu deinen Leser:innen. Es ist in jedem Fall eine Bereicherung.
Welche Fallstricke birgt die unternehmerische Verantwortung journalistischer Neugründungen?
Es wird vor allem in der Anfangszeit, aber immer auch mal zwischendurch weniger journalistisches Know-how, dafür viel Finanz-, Steuer- und Marketing-Wissen benötigt. Das bedeutet: Kein recherchieren und schreiben, dafür Buchhaltung, Planung und Netzwerken. Ohne das geht es nicht – man sollte es akzeptieren und muss es unbedingt von Anfang an einplanen. Es braucht auch Mut, die bekannten eigenen Wege zu verlassen und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Auch schwierige Phasen gilt es, auszuhalten.
Welche Chancen bergen aus Ihrer Sicht gemeinwohlorientierte Geschäftsmodelle speziell für den Bereich Gesundheits- und Medizinjournalismus?
Das eigene Startup kann dir ein größeres Wissen darum ermöglichen, wie die eigene Leserschaft tickt und der eigene Themenbereich aufgebaut ist. Wenn das Startup ankommt: Das Vertrauen der Leser:innen macht dein Unternehmen stark und damit besonders. Gemeinsam mit einem großartigen Team kannst du es weiterentwickeln. Diese Kraft macht viel möglich, was du vielleicht nicht erwartet hast.
Nicola Kuhrt ist freie Medizinjournalistin und Ko-Gründerin von MedWatch.de – einem Online-Magazin für Medizinjournalismus – sowie Redaktionsleiterin des Research.Table bei Table Media in Berlin. Bis 2015 war sie Redakteurin und stellvertretende Ressortleiterin im Ressort Wissenschaft bei Spiegel online. Sie ist Preisträgerin des Peter Hans Hofschneider-Preises und Gewinnerin des Best Cancer Reporter Award. Im April 2021 veröffentlichte sie gemeinsam mit Cornelia Betsch und Jan Oude-Aost das Buch „Fakten-Check Impfen“ (Gräfe & Unzer).
Dieses Kurzinterview ist ein Auszug aus dem „Whitepaper Non-Profit-Journalismus“ von Leif Kramp und Stephan Weichert, das Handreichungen für Medien, Politik und Journalismus bietet. Sie ist im Oktober 2023 bei der Otto-Brenner-Stiftung erschienen und dort sowohl in gedruckter als auch in digitaler Fassung kostenfrei erhältlich.