„Internationale Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung“
3 Fragen, 3 Antworten: Mercy Abang, Ko-Geschäftsführerin Hostwriter
Was kann gemeinnütziger oder gemeinwohlorientierter Journalismus leisten? Und wie lässt er sich finanzieren? Drei Fragen an Mercy Abang, Ko-Geschäftsführerin Hostwriter.
Welche Expertise braucht es in der deutschen Förderlandschaft, um die Krise des Journalismus zu überwinden?
Die Krise des Journalismus ist durch sinkende Einnahmen, veränderte Medienkonsumgewohnheiten und die Verbreitung von Fehlinformationen und Desinformationskampagnen bedroht, was zu einer weit verbreiteten Polarisierung führt. Die deutsche Finanzierungslandschaft müsste sich mit diesen Schlüsselbereichen befassen, zum Beispiel ist das Verständnis der Ökonomie der Medienbranche für die Entwicklung nachhaltiger Finanzierungsmodelle relevant. Auch der Lokaljournalismus oder gemeinwohlorientierte Medien sind von entscheidender Bedeutung für die Information der Bürger:innen und die Förderung des Gemeinschaftsgefühls. Fachwissen in der lokalen Berichterstattung kann dazu beitragen, den Journalismus an der Basis zu stärken.
Wo sehen Sie vor allem in der internationalen Zusammenarbeit konkreten Handlungsbedarf?
Internationale Zusammenarbeit ist wichtig, um verschiedene Aspekte der Journalismuskrise anzugehen und weltweit ein gesundes Medienumfeld zu fördern. Journalisten und Nachrichtenredaktionen dürfen nicht als Konkurrent:innen betrachtet werden. Stattdessen als Partner, deren Ziel es ist, etwas zu bewirken, und unter dieser Prämisse ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zentral, um bei der Bewältigung komplexer globaler Probleme wie Klimawandel, Menschenhandel und Korruption zu helfen Und was am kritischsten ist: Die Pressefreiheit ist in vielen Teilen der Welt bedroht. Und Konfliktgebiete stellen für Journalist:innen erhebliche Risiken dar. Internationale Organisationen und Regierungen sollten zusammenarbeiten, um Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz von Journalist:innen zu entwickeln, die aus gefährlichen Regionen berichten.
Welche Langzeitperspektive bezüglich der Fördermöglichkeiten journalistischer Nonprofit-Organisationen wünschen Sie sich bzw. halten Sie für zukunftsweisend?
Geldgeber sollten für gemeinnützige journalistische Organisationen einer institutionellen Finanzierung Vorrang einräumen. Zukunftsorientierte Finanzierungsmöglichkeiten würden gemeinnützige Medien ermutigen und ermöglichen, ihre Einnahmequellen zu diversifizieren. Wie wir im Laufe der Zeit gesehen haben, macht die alleinige Abhängigkeit von einer Finanzierungsquelle Organisationen angreifbar. Flexibilität bei der Finanzierung kann Organisationen helfen, mit neuen Ansätzen zu experimentieren und sich an neue Herausforderungen anzupassen, da sich die Zeiten ändern und Medienorganisationen mit neuen Technologien wie KI-gesteuerten Tools, Datenanalysen und immersiven Storytelling-Techniken zu kämpfen haben.
Mercy Abang ist Ko-Geschäftsführerin von Hostwriter, einem globalen Netzwerk von Journalist:innen. Außerdem leitet sie die Plattform Unbias the News. Sie kennt die Zusammensetzung großer Stiftungen und anderer Organisationen, die für organisierte Medienphilanthropie verantwortlich sind.
Dieses Kurzinterview ist ein Auszug aus dem „Whitepaper Non-Profit-Journalismus“ von Leif Kramp und Stephan Weichert, das Handreichungen für Medien, Politik und Journalismus bietet. Sie ist im Oktober 2023 bei der Otto-Brenner-Stiftung erschienen und dort sowohl in gedruckter als auch in digitaler Fassung kostenfrei erhältlich.